Sonntag, 5. März 2023

Jungle Tour Amazonas

Am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr warten wir auf unseren Abholer,  da 8.30 Uhr immer noch niemand erschienen ist, beschleichen uns so langsam ernste Zweifel, die Tour ist ja bereits bezahlt. 

Etwas später kommen Sie dann doch, Michael aus Peru und Singha aus Seoul sitzen bereits im Auto, somit ist unsere kleine Truppe komplett, uns ist nur nicht so recht klar wie wir zu acht plus Gepäck in den "Tour Bus" passen sollten, irgendwie geht's.

Wir fahren ca.: zwei Stunden in Richtung Nauta, einer weiteren Stadt in "der Nähe" von Iquitos. Aufgrund der reichlich vorhandenen Schlaglöcher ist es gar nicht so einfach unverletzt in Nauta anzukommen, wir fliegen ganz schön hin und her in der Karre, aber irgendwie nehmen es alle gelassen.

Dann geht's weiter, mit so einem kleinen Boot das man aus dem Fernsehen kennt, schon cool.

Wir hätten es vorher nicht erwartet, aber es ist schon beeindruckend mit dem kleinen Boot über diese riesigen Flüsse zu rasen. Die kleinen Boote fahren wirklich schnell und die Flüsse sind voller Treibgut inclusive ganzer Baumstämme und davon jede Menge.

Wir fahren entlang mehrerer Flüsse, von denen der kleinste mindestens doppelt so breit ist wie der größte Fluss Deutschlands uuund wir sehen sogar die ersten Delfine. 

Zweieinhalb Stunden später und mit ordentlich durchgesessenem Hinterteile (Holzbänke) erreichen wir unseren Zielort, ein kleines Areal, irgendwo im Wald, an einem kleinen Nebenarm des Amazonas. 

Wir werden sehr nett empfang und begrüßt von Jean Paul, unserem Guide vor Ort.

Als er uns die "Lodge" zeigt, stellt sich bei allen doch erst einmal große Ernüchterung ein, auch wenn sich keiner so richtig was anmerken lassen will, das ist irgendwie doch sehr Basic.

Aber erst einmal gibt es etwas zu essen.

Mit Michael und Singha freunden wir uns recht schnell an, Michael spricht leider nur Spanisch, Singha dafür recht gut Englisch.

Dann geht`s auch schon los, wir erhalten eine Einweisung von Jean Paul, er erzählt uns eine ganze Menge über die Gegend, was wir machen können und was wir auf jeden Fall lassen sollten.

 Er kommt übrigens direkt aus der Gegend und wohnt eine halbe Stunde flussabwärts, -aufwärts, kann man nicht genau sagen, die Fließrichtung ändert sich mit der Wetterlage. Wir werden sein Dorf später noch kennenlernen, glücklicherweise spricht er gut Englisch... 

Ich will an der Stelle schon mal erwähnen... Es gab weder einen Jaguar, keine Riesensnaconda noch Monsterkaimane... 

Wer Tiere sehen will geht in den Zoo, alle anderen machen eine Jungle Tour, so war es bei uns bisher und daran wird sich auch hier nix ändern...

Es gibt alles, man hört vieles, aber sieht fast nichts.

Wir besteigen so ein kleines Knatterboot und los geht's ins Amazonas Wirrwarr. Uns ist absolut unklar wie man sich hier zurecht finden kann, unendlich viel Wasser in allen möglichen Formen, kleine Flüsse große Flüsse, Teiche, Lagunen, Überschwemmungsgebiete, alles ist miteinander verbunden und ändert  ständig seiner Form.

Noch unklarer wird's, als wir sehen, dass das Wasser in ein paar Wochen noch drei bis vier Meter höher stehen wird als heute, dann gibt's hier nichts mehr außer einer riesengroßen Wasserfläche, "Ortschaften" wo man mit dem Boot bis an die Haustür fahren kann und muss und halt den überschwemmt Wald, von dem nur noch die Bäume (teilweise) zu sehen sein werden. 

Die Gegend ist wirklich krass, kann man es schwer mit Worten beschreiben, muss man erleben. Je länger wir unterwegs sind, um so mehr ist allen die Begeisterung anzumerken, man wird unweigerlich in "den Bann des Amazonas gezogen". 

Und von Zeit zu Zeit gibt's natürlich auch immer mal irgendein Viech zu sehen. Da springen dann Affen direkt über einem in den Bäumen herum, kommen neugierig weit in Richtung Wasserfläche, schauen sehr interessiert und man ist sich gar nicht mehr so sicher, wer hier eigentlich "der Affe" ist. Und es sind natürlich jede Menge Vögel unterwegs, am meisten stechen so mittelgroße "Schreihälse" mit gelben Flügeln  heraus,  einmal durch ihr grelles gelbes Federkleid, hauptsächlich aber durch den unendlichen Radau den sie veranstalten.

Es ist völlig faszinierend wie die Einheimischen ihre Boote im Griff haben, wie unglaublich geschickt sie diese, doch recht langen Boote, durch das ganze Wasserpflanzen Gestrüpp steuern. 

Eugen und ich haben beim Anblick der unzähligen Schwimmpflanzen sofort eine Geschäftsidee, es sind nämlich genau dieselben Pflanzen, welche bei uns für ordentlich Geld im  Aquarium Laden verkauft werden, die Umsetzung ist allerdings noch nicht ganz zu Ende gedacht, das machen wir ein andermal....

Mittlerweile ist es fast dunkel, wir legen irgendwo an und Jean Paul gibt uns zu verstehen, dass er hier wohnt. Er komme nach, wir sollen schon mal mit dem Bootsführer vorgehen, wohin weiß keiner. Wir laufen durchs Dorf, welches komplett auf Pfählen steht und schauen uns interessiert um, die Bewohner schauen uns interessiert an. Vielleicht muss ich kurz erwähnen, nicht so ein Indiodorf wie im Fernsehen, aber die Leute wohnen schon ziemlich weit ab vom Schuss und sehen aus wie Indios in "normalen Sachen".

Irgendwann biegen wir vom Weg ab, auf die Terrasse eines der Häuser. Hinter einer kleinen Luke befindet sich so eine Art Mini Supermarkt auf 2 x 2 Meter und er hat eine Kühltruhe mit Bier, mitten im Urwald, damit hätten wir eher nicht gerechnet, holen aber natürlich sofort eine Runde für alle und noch fünf große Flaschen für später.

Mittlerweile ist Jean Paul wieder zu uns gestoßen, es ist stockfinster und wir fahren weiter. Wir sind froh wieder auf das Wasser zu kommen, denn momentan sind die Moskitos sehr aktiv und das nervt extrem, wobei sich der "Moskitoterror" insgesamt in Grenzen hält, hätten wir wesentlich schlimmer erwartet, Als wir später noch mal über die Nachttour sprechen, hatten doch irgendwie alle Bedenken, was wenn das Boot umkippte oder der Motor verreckt (was später übrigens passierte) oder was auch immer alles passieren könnte...

Aber irgendwann kommt wir dann doch wieder an unserer Station an. Zwischenzeitlich hat Jean Paul noch ein Baby Cayman aus dem Wasser gefischt, wie auch immer  er den entdeckt hat, er kommt natürlich unversehrt zurück ins Wasser.

Nach dem Abendessen verabschieden sich Jean Paul und der Bootsführer, wir bleiben alleine in der Lodge.

Irgendwo sollen noch zwei Helfer schlafen,  wo das so richtig  ist wissen wir allerdings nicht, na wird uns schon keiner überfallen, denken wir und Jaguar und Riesen Anakonda werden uns wohl auch verschonen, die sind aber auch nicht das Problem...

Wir sitzen noch ein wenig beisammen, leeren die Bierflaschen, dann geht das Licht aus, der Generator ist jeden Tag nur von 18.00 Uhr bis 21.00 Uhr in Betrieb... Also Schlafenszeit, zu sehen ist so wieso nichts mehr, es ist stockfinster.

Gegen Mitternacht wird's dann plötzlich laut. Doc wurde von irgendetwas gestochen, einer Wespe. Doch die Folgen sind drastisch. Er hat so eine Art allergischen Schock, mit allem was dazu gehört. Glücklicherweise pegelt sich sein Zustand auf einem schon sehr ernstzunehmenden, gleichbleibenden Niveau ein, aber verschlimmert sich nicht mehr. Plötzlich wird uns wieder sehr deutlich bewusst, wo wir uns befinden und dass, zumindest wir hier, mitten in der Nacht überhaupt nichts erreichen könnten. 

Als am nächsten Morgen Jean Paul im Camp eintrifft, erzählen wir im von dem nächtlichen Vorfall, er weiß sofort bescheid, sagt "sehr schmerzvoll diese Stiche" und die Wespen gibt es wohl noch deutlich größer. Die meisten in seinem Dorf haben da einschlägige Erfahrungen und die Reaktion des Körpers sei so wohl "ganz normal", kann jedoch auch deutlich schlimmer ausfallen.  Doc hat zumindest eine Woche später immer noch mit den "Spätfolgen" des Wespenstichs zu tun.

Heute ist eine Wanderung durch den Jungle angesagt. Ich kürze mal ab, es ist interessant aber auch sehr anstrengend, aufgrund von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und schwierigem Geläuf. Wir lernen wieder jede Menge über Pflanzen, sehen einige Insekten und natürlich sind die allgegenwärtigen Moskitos mit von der Partie. Nach ungefähr vier Stunden sind wir zurück und  haben alle ordentlich die Nase voll.

Für den Nachmittag und Abend sind weitere Aktivitäten geplant, doch erst einmal zeigt die Regenzeit was sie kann und ergießt unendliche Wassermassen über uns, zum Glück sitzen wir unterm Dach...

Zum späten Nachmittag hin geht es doch noch einmal los, also wer will... Wir ziehen die Ponchos über und los geht's. In dem kleinen Holzboot hat immer einer die Aufgabe, das eindringende Wasser zu entfernen, da dieses heute von unten und oben kommt, ist das eine ausfüllende Aufgabe, man kommt kaum hinterher.

Geplant ist eigentlich noch eine kleine Tour am Rande des "Jean Paul- Dorfes". Es wird aber recht schnell dunkel und der Regen steigert seine Aktivität. Jean Paul meint, wir brechen besser ab, da bei diesen Bedingungen irgendeine spezielle Schlangenart recht aktiv sein soll, Wespe reicht, Schlangenbiss brauchen wir nicht auch noch. So gehen wir in sein Haus, ein kleines Mädchen zeigt uns "Ihr kleines Faultier"  und wir quatschen eine ganze Weile über die Art und Weise hier zu leben, wann bekommt man dazu schon mal Infos aus erster Hand...

Ich brauch sicher nicht erwähnen, dass jeder sein Bett vor dem Schlafengehen aufs Peinlichste untersucht. Dieses Mal ist es der Regen, der uns mitten in der Nacht aufweckt, immer wenn wir denken es ist keine Steigerung, von was auch immer möglich, werden wir eines Besseren belehrt. Der Regen prasselt derart heftig, dass wir echt Angst um die Hütte haben, aber sie hält und wir werden auch nicht weggeschwämmt.

Am nächsten Vormittag schließen wir unseren Jungletrip mit einem kleinen Angelausflug ab. Wir fangen ein paar kleinere Piranhas und noch irgendwelche anderen Fische, die gibt's später als Beilage zum Mittagessen.

Alles in allem war der gesamte Ausflug doch sehr interessant, auch wenn wir keine Riesenanaconda gesehen haben und wir stellen eindeutig fest, dass das hier nicht unser Lebensraum ist, drei Tage reichen.

Nach dem Mittag geht's dann Retour nach Iquitos, von wo aus wir am nächsten Tag zur Trifontera starten werden (Länderdreieck Peru, Kolumbien, Brasilien).







































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