Samstag, 29. Februar 2020

Karneval in La Paz

Nachdem wir uns langsam akklimatisiert hatten wurde am dritte Tag auch das Wetter besser. Zudem nahmen die Vorbereitungen auf den Karneval ihren Lauf. Kinder liefen mit Wasserpistolen und Schaumdosen umher. Später gesellten sich Jugendliche dazu und noch später wurde mit Wassereimern Seifenlauge verteilt.

Wir entdeckten La Paz von oben mit dem Seilbahnsystem, das eine österreichische Firmen hier eingerichtet hat. Für so ein Talkessel ein perfektes öffentliches Nahverkehrssystem. Nicht teuer und wunderbaren Blick über die Stadtteile bei Tag und Nacht.

Über die Kathedrale sind wir zum Hexenmarkt und haben uns viele der hiesigen schamanische Traditionen angesehen, die selbst in das öffentliche Leben des Landes reinragen. Am markantesten die Lama-Föten, die als Glücksbringer dienen und selbst bei öffentlichen Bauvorhaben verwenden werden.

Überall im der Stadt gab es kleine Zusammenkünfte in der Musik gespielt, getrunken und gelacht wurde. Ab und zu zogen kleine Musikgruppen durch die Straßen.

Am Sonntag gab's gleich wieder zwei Trainingsmöglichkeiten auf 4100m. Die erste Einheit Aufmerksamkeitstraining bestand aus dem riesigen El Alto Markt. Wir waren - Mal wieder mit Abstand - die auffälligsten Vögel. Nur eine Handvoll andere Touristen haben wir in dem zwei Stunden Markt schlendern gesehen. Vorher hatten wir schon wenig Gutes gehört, daher wenig Geld, nur Perso oder Passkopie dabei, alles gut in den Innentasche verstaut, Sachen stark reduziert. Auch über die übliche Abzocktechnik hatten wir uns vorher informiert. Man würde mit einer, manchmal übelriechenden, Flüssigkeit bespritzt und dann werden einem Tücher gereicht und Sachen sauber getupft, während alles entwendet wird was man greifen kann. Tatsächlich wurde Sven am Ende auf den Weg zur Seilbahn angespritzt, wir haben uns aber schnell distanziert und alles abgelehnt, so dass nix zu holen war. Zum Glück roch es nicht streng.

Die zweite Trainingseinheit haben wir von der Seitenlinie verfolgt, abends fand Cholitawrestling statt. Eine noch kuriosere Wrestlingvariante, wo sich Kostüme mit Traditionellen Kleidungsstücken mischen und vor allem Frauen eine große Show aufzogen. Zu Ernst sollte man dies nicht nehmen. Noch witziger als sonst war, da viele kleine Kinder die Kämpfer mit Schaum und Wasserbomben belegeten.

Montag war das Highlight: der Karnevalsumzug.
Wir haben uns neben eine große Tribüne auf einige Stühle in der ersten Reihe positioniert und den Umzug verfolgt. Mit viel Musik, Tanzeinlagen, Stimmung vom Moderator und vielen Menschen und Polizisten

Dienstag war die Stadt dagegen leer gefegt. Alles geschlossen, sogar der Park und einige der Seilbahnlinien, wodurch wir etwas mehr gelaufen sind, was mittlere aber auch besser ging. Essen haben wir nur in einem Touri-Cafe bekommen.
Jeden Tag haben wir diese Stadt anders erlebt.

Wir hatten nach der Aklimatisierungsphase dann noch sehr viele schöne Erlebnisse.
Abends sind wir in der siebten Etage eines Hostels unser Bergfest geiern, mit Blick über die Schönheiten der Stadt.
Wir sind gespannt, was die zweite Hälfte für uns bereit hält...


Erster Eindruck von LaPaz

Unsere - und insbesondere meine - ersten Erlebnisse waren nicht so prickelnd. Die ersten zwei Tage hingen immer wieder Wolken in der Stadt fest, die sich langsam abregneten. So wie wir es im Regenwald kennen gelernt hatten mit viel Wald und noch mehr Regen, so hatten wir hier eine "Regenstadt".

Die Straßen hatten natürlich enorme Schieflagen und zusätzliche Hindernisse im Weg bei den man aufpassen mußte. Die Puste ging uns auch ganz schön aus. Wir alle hatten unterschiedliche Auswirkungen der Höhenkrankheit, aber haben das Spektrum komplett abdecken können.

Beim ersten Stadtbummel wollten wir Geld abheben bei der Banco National de Bolivia. Bei dreien ging alles gut, nur bei mir kam der Automat ins Stocken. Man hörte schon das rattern de Geldausgabe und ich dachte, dass ich gleich das Geld und Karte in der Hand haben werde. Jedoch passierte nix…
Als nach 3 min der Automat fröhlich in den Willkommen-Start-Modus wechselte wurde mir klar, dass das jetzt ganz blöd wird. Draußen warteten auch noch mehrere andere, die nach mir problemlos an ihr Geld kamen.
In der Zentrale erklärte man mir dann, dass es mindestens 5 Tage dauern würde. Also sperren!

Hier begann jedoch der Ärger mit meiner Bank in Deutschland…
Diese hatte vollmundig ein Notfallpaket für die Visa Karte angepriesen. Innerhalb von 48 würde man Ersatz bekommen.
Karte sperren ging alles problemlos online. Doch als dies erledigt war fehlte die Option wohin die Ersatzkarte geschickt werden sollte.

Mußte erst die Hotline und das Ansagebändchen über mich ergehen lassen, was im Ausland noch unlustiger ist als Zuhause. Die Partner der Bank durch klappern und brav meine Daten telefonisch durchgeben. Dann war Schweigen im Walde…
Donnerstag Karte gesperrt, Freitag telefonisch neu beantragt, bis Mittwoch keine Nachricht…

Als ich Mal wieder den Kundenservice versuchte zu kontaktieren, lehnte der jede Verantwortung ab. Auch das mit den 48h im Notfall ist nur so ein Richtwert. Ich solle selbst irgendwo bei weiteren Nummern durchtelefonieren.

Selbst bei jedem Duftstein für's Klo den man online bestellt bekommt man gut ein halbes Dutzend Infos: Auftrag eingegangen, Bearbeitet, Versendet, voraussichtliche Zustellung, Päckchen abgegeben beim Nachbarn.

Ich erhielt jedoch 0 Informationen.

Somit muss ich ohne Karte weiter reisen. Ich hatte diesmal nur eine Karte dabei. Im Bewusstsein, dass die Gruppe ja mehrere hat und letztes Mal alles problemlos lief.

Regen, Höhenkrankheit, Karte weg...
Soweit war die Ankunft in Bolivien erstmal vermiest.

Donnerstag, 27. Februar 2020

Nach Bolivien, La Paz

Ganz entspannt fuhr der Bus pünktlich, für hiesige Verhältnisse, 40min später los. Nach der offiziellen Startzeit wurde der Bus auch noch gut gefüllt bis er fast voll war. Vielleicht wurden hier noch Lastminute Tickets am Busbahnhof verhandelt. Nach dem Verlassenen des Busbahnhofes stiegen auch noch weitere Einheimische, an einer belebten Kreuzung, ein. Auch hier lässt sich nur ahnen, ob der Busfahrer ein kleines Zubrot ergattern konnte. Wie wir es oft in Mittel- und Südamerika mitbekommen haben, da der offizielle Lohn nicht ausreicht.

Der Weg führte uns quer durch die Anden am Lago Chungará entlang, einem der höchst gelegenen Seen der Welt über 4500m. Der Lauca Nationalpark ist mit mehreren Vulkanen gespickt, die die 6000 Marke knacken. An der Grenze hatten wir wieder eine Trainingsmöglichkeit in luftiger Höhe mittels Kiba Dachi, da uns die Baños in Bolivien ohne Klobrillen begrüßten.
Erstaunlicherweise war hinter der Grenze auf einmal wieder eine viel lebhaftere Tierwelt zu entdecken.

Dann fuhren wir lange Zeit auf einem Plateau entlang und viele Hütten kamen hinzu, bis der Bus sich die kurvige Strasse ins Tal vorkämpfte.

La Paz und El Alto sind die beiden größten Städte Boliviens bilden hier zusammen eine einzigartige Region. Es ist der höchstgelegene Regierungssitz der Welt. Der Talkessel geht von 4100 knapp 1000 Meter in die Tiefe - alles mit Häusern verbaut. Hier gilt je weiter unten man wohnt, desdo besser die soziale Schicht. Ganz oben auf dem Kamm in El Alto sammeln sich vor allem die indigenen Einheimischen, soweit das Auge reichen kann.

Unser Hostel liegt bei 3700m, liegt also wie so oft in unser Reise etwas unterem Mittelfeld. Dafür können wir zu Fuß die wichtigsten Ziele in der Stadt erreichen.

Der Hostelbesitzer Luis war total nett und hat uns gleich zu einem Cocatee eingeladen und uns die wichtigsten Orte und Zeiten mitgeteilt, da hier in paar Tagen Karneval statt finden wird. Wir hatten auch das gesamte Hostel für uns, er nahm keine weiteren Personen auf, obwohl einige Zimmer frei waren. Objektiv betrachtet war es nicht dolle: knarzende Betten, kalt, einfach eingerichtet, schlechtes Internet, Frühstück ist Mal ausgefallen, eine Dusche hatte nur! Heißwasser. Man kann sich kaum vorstellen wie bitterlich es ist: erst freut man sich, dass es warmes Wasser gibt, springt runter, schäumt sich ein und das Wasser wird immer heißer. Man presst sich an die kalten Fließenwand um nicht unter dem fest montierten Durchlaufduschkopf zu verbrühen. Verzweifelt dreht man am Hahn, Bis man realisiert, das es kein Kaltwasser gibt… auch eine neue Erfahrung.

Trotzdem war es gemütlich und die menschliche Komponente von Luis hat vieles raus gerissen. Auch dafür, dass er bei Karneval am nächsten Morgen aus schläft haben wir Verständnis.

Da dass öffentliche Leben hier Kopf steht bleiben wir über die Karnevalszeit hier in der Stadt des Friedens und feiern unser Bergfest der Reise.

Wir dachten, dass wir etwas abgehärtet sind, durch die vorherigen längerfristigen Aufenthalte in den Anden-Höhen. Doch hier ist alles anders. Diese Höhenunterschiede werden uns noch ganz schön zu schaffen machen.


Samstag, 22. Februar 2020

Arica

Auf dem Weg zu unserem nördlichsten Punkt Chiles sind wir an vielen neuen und alten Geoglyphen in den Hängen vorbeigekommen. Ansonsten bleibt hier die trostlose Landschaft erhalten. Arica bietet jetzt auch nicht so viele dolle Highlights, insbesondere wenn man schon einmal durch Chile durch ist. Selbst die Einheimischen, die uns ein ganzes Haus sehr günstig abgeben, raten vom Baden im Nordteil ab. Dort fließt ein großer brauner Fluss hinein und wir haben irgendwas von Infektion verstanden.
Wir halten uns an die Einheimischen, damit sind wir immer gut gefahren.

Arica ist für uns der Abgabepunkt unseres inoffizielles Offroaders. Zudem müssen wir uns mehr Gedanken um die nächsten Ziele und den Verlauf unserer Reise machen. Dazu sehen wir uns einen Abend an lauter Dokus und Reiseberichte von Bolivien und Südperu an. Dabei feiern wir schön ins Eugens Geburtstag rein und nächsten Tag durch.

Im Süden hatten wir auch wieder eine längere Wanderung durch ein Höhlensystem. Danach auf einem schmale Strand entlang des Steinstrandes auf der einen Seite und Berge auf der anderen.

Einige Muschelsammler kamen uns mit vollen Netzen entgegen, ansonsten trafen wir keine Menschenseele.

Gestärkt haben wir uns an einem schönen luftigen Restaurant direkt an der Steilküste. Die kulinarische Komponente ist hier oben im Norden wieder besser ausgebaut.

Einen verlassenen Sandstrand haben wir auch noch Mal etwas südlicher mit dem Auto angesteuert. Hier gab's Mal eine kleine Befestigungsanlage und ein paar Häuser. Heute ist es verlassen von Gott und Google Maps...
Danach nochmal ein Blick vom großen Berg über die Stadt, wo eine entscheidende Schlacht im Salpeterkrieg geführt wurde. Der Grund warum wir auf chilenischen Gebiet sind.

Bustickets, Unterkunft, Taxi haben wir geklärt für Bolivien. Natürlich gab's beim Taxi für 5 Personen, das übliche Problem. Es stand eine kleine Limousine, in die gerade Mal drei Rucksäcke rein passten. Naja wir kannten das Zahlenverständnis hier schon und haben auf ein zweites Taxi gewartet. Dann zusammen zum Busbahnhof, wo unsere Reise nach Bolivien startete.