Dienstag, 10. März 2020

Machu Picchu

In der Nacht vorher mußte ich noch realisieren, dass es keinen direkten Fahrweg an den Machu Picchu gibt. Zwar fahren Busse von Aquas Caliente vor die Tore der Inkaruine. Jedoch ist das Nationalheiligtum nicht verkehrstechnisch erschlossen. Die dichteste Station im Osten ist Ollantaytambo, die wir ansteuern. Oder wenn man es von Westen Hidroelectrica anpeilt, kann man mit einer Tageswanderungen zu Aquas Caliente rauf.

Also die letzte Station im Urubamba-Tal vor den Hängen des Bergmassives frühs anvisiert und auf die Straße. Doch auch der Weg dahin waren schon mit Steinen gepflastert… im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Felsen an den Hängen seitlich der Straße, die hauptsächlich aus Lehm und Steinen bestand, hatte die Strecke in ein Trümmerfeld verwandelt. Kürzlich muss es hier ein heftiges Unwetter gegeben haben, da viele große Brocken im Weg lagen und teilweise die ganze Straße unter einem Lehmberg verschüttet war. An der hangabwärts gelegenen Seite, ist die Straßenhälfte mehrmals gleich mit weiter runter gerutscht. Und das alles in der Morgendämmerung…

Etwas später als gedacht kamen wir dann an der Zugstation an. Die erstmal für die rund 90min Fahrt einen heftigen Preis aufrief. Erst dachten wir, dass es der Gesamtpreis für fünf wäre, aber die Verkäuferin meinte, dass der hohe Preis für eine Person wäre. Selbst mit der Deutschen Bahn wären wir quer durch Deutschland gekommen, hin & zurück. Offensichtlich wieder der Gringotarif, da wir eine extra Touristen-Wartenummer ziehen durften und die Einheimischen neben uns mit kleinen Scheinen ein Ticket nach dem anderen zogen.

Nach einigem Diskussionen suchte sie eine Verbindung raus, die sich noch im Rahmen hielt. Wir nahmen den letzten Zug hoch um zur letzten Eintrittsstunde in Machu Picchu anzukommen und nachts den Vorletzten zurück.

Somit hatten wir noch etwas Zeit im Wartesaal mit viel Kaffee, Cocatee und Empanadas. Erstaunlicherweise wurde diese Wartezeit durch ein menschliches Highlight der Reise zu einem Erlebnis…

Ein Panflötenspieler baute langsam seine Geräte auf und drapierte liebevoll rund 20 verschiedene Panflöten auf. Um später die passenden für das nächste Musikstück auszuwählen. Er spielte abwechselnd traditionelle Stücke und bekannte Popklassiker Interpretationen. Leidenschaftlich holte er das beste aus den Flöten raus, mit viel Körpereinsatz und ab und zu kamen noch diverse Rasseln zum Einsatz, die er unter dem Poncho versteckte. So hatten wir 2 Stunden Wartezeit in einem Konzertsaal.

Danach ging's in dem Zug, entlang des mächtig angeschwollenen Urubamba-Flusses die tiefe Schlucht entlang. Danach mit dem Bus die kurvigen Straße vor das Tor zum Machu Picchu.

Dort sind wir 2 vor 2 reingekommen. Dass wir mehr für die Zugfahrt als für den Nationalpark bezahlen müssen, stößt mir etwas auf. Lieber gebe ich das Geld zum Schutz und Erhalt der Einrichtung aus und den daran beteiligten Menschen, als einer Firma. Allerdings scheint die Bahngesellschaft einer der größten Arbeitgeber der Region zu sein, womit sie sicher für viele Familien hier Sicherheit bringt. Ein wenig geschockt wie auch fasziniert betrachte ich die fehlende Straße zu "dem" Highlight Perus. Vielleicht ist es doch clever, keine Straße dahin zu haben, um die Touristenströme ein wenig zu verteilen und Zusatzeinnahmen zu generieren.

So oder so, wir wandern erst die abgelegenen Wege an den Hängen durch der Urwald. Betrachten die Schluchten, Bergkämme und Anlagen von oben. Die Aussicht ist natürlich grandios und es hat sich gelohnt. Es ist auch unerwartet leer. Nach den vielen Berichten, die wir mitbekommen haben, soll es Zeiten geben, wo hier alles überlaufen ist. Wir sind nahezu allein auf den Wegen, in den Gebäudeanlagen sammeln sich einige Führungen von Touristengruppen. Als wir nach einigen Stunden raus gehen, erscheint am Nachbarhügel ein Regenbogen. Wir vermuten den Inkaschatz dort und wollen den Abstieg ohne Bus machen… was viele viele viele Treppen sind… über 1200 Höhenmeter. Im Nachhinein sind wir mehr als froh den den Bus nach oben genommen zu haben und frisch für die Wanderung innerhalb von Machu Picchu zu sein.

Klatschnass, obwohl es gar nicht geregnet hat, kommen wir unten an. Wir füllen unsere Flüssigkeitsreserven auf und schlendern durch den Ort. Dort bekommen wir ein erstaunlich günstiges 3 Gängemenü, mit dem wir uns zwar nicht voll schlagen können, welches uns jedoch zufrieden und satt in den Nachtzug entlässt. Rückfahrt ging erstaunlich gut, obwohl es dunkel war. Wir kannten die verschüttete Straße nun und wir waren kurz nach Mitternacht wieder zurück.

Eine echte Tagestour mit einigen Auf und Abs, mit vielen tollen Eindrücken von Mensch, Natur und Geschichte!


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