Donnerstag, 6. Februar 2020

Valparaiso

Valparaiso war wieder ein Ort mit vielen Facetten, drum sind wir drei Nächte hier geblieben. Als wir einparken wollten, bedrängten uns gleich einige "Busbahnhofsbewohner", dass wir nicht vor ihrem Sofa auf dem zertrümmerten Weg parken sollten. Erst dachten wir, dass wir ihren schönen Straßenblick blockieren, später stellte sich heraus, dass es die örtliche Waschstraße war.

Hostel von Eva und Marco war super, mit Blick auf das Parlamentsgebäude, gegenüber vom Busbahnhof, im Hafenviertel. Beide sehr fröhlich und hilfsbereit. Es wurde wieder einmal alles komplett durchgewaschen und sie räumten ein 6er Dormitorio für uns. Das Hafenviertel bot leider die gesamte Palette der Cliches, die man sich vorstellen kann, inklusive dem Gestank an der Fischecke. Dort wurden ehemals frische Fische in knalliger Sonne, gut durch gebräunt, den ganzen Tag angeboten.

Wir passierten die Hafenecke und den Dorfplatz um zum El Moulin zu gelangen, dass uns unsere Hostelwirte empfohlen haben. Dort gab's riesige Portionen, gut gelauntes Personal und Gäste. Es legte dann noch ein DJ mit Latino Musik auf, der jeden Tisch einzeln begrüßte und versuchte in die Show einzubettwn. Da wir schon seit mehreren Stationen aus der üblichen Pauschal- und Aussteigerregion raus sind, fallen wir so oder so auf und es spricht sich schnell rum, dass da "cinco alemanes" (die 5 Deutschen) sind.

Vom Nebentisch wurde ich noch im späteren Verlauf auf einen Schluck Wein eingeladen. Die 4 Herren hatten irgendwie mit dem örtlichen Bauwesen zu tun. Die Tochter von einem will diesen Sommer nach Deutschland zum studieren. Er glaubte nicht, dass man nahezu umsonst eine akademische Ausbildung bekommen konnte. Die Großfamilie legt zusammen für Flug und Grundkosten. Durch solche Möglichkeiten hinterlässt Deutschland einen positiven Fussabdruck in der Welt.

Am Sonntag war hier Flohmarkt, im wahrsten Sinne des Wortes. Alles wurde hier verkauft, mehrfach getragene Sachen, zerschliessene T-Shirts, kaputte Handyhüllen, halbe Stahlbolzen, Teile von Ladegeräten, … und paar Flöhe gab's wahrscheinlich gratis dazu.

Mittags sind wir in Casablanca zu einer Weinverkostung auf ein Hof gefahren. Jedoch war hier die Nobelecke und die Weine fingen bei 100€ an. De zweite war etwas günstiger, aber nicht das was wir suchten. Wir wollten eine schöne Ecke zum wohnen und einen alten heruntergekommen Weinkeller, bekommen haben wir es genau umgedreht.

Trotz dieser missglückten Weintour, schlug die ausgleichende Gerechtigkeit zu. Diesmal in Form eines Rodeo Turnieres, das auf dem Weg von der ersten zur zweiten Weinstube statt fand. Hier zeigten junge und alte Farmer, wie sie ihre Pferde beherrschten und Kühe einfangen konnten. Wichtige Fähigkeiten für die freilaufenden Rinderherden, die hier trainiert, präsentiert und gemessen werden konnten.

Danach durch die Touri-Meile im Norden. Das Essen sah nicht schlecht aus, jedoch preislich völlig abgedreht. Daher sind wir zurück und gegenüber vom Busbahnhof in ein einheimisches Lokal, in der es Fleischberge und ganze Fische gab.

Am dritten Tag haben wir uns das künstlerische Viertel angesehen. Sind mit einer Zahnradbahn gefahren, die dort wie ein Fahrstuhl in der Stadt zu den Hügeln führt. Gefrühstückt mit Gitarrenmusik und einem erstklassigen Moca in dem sich langsam ein ganzer Kakaobrocken auflöste.

Auf dem Weg dahin war es etwas beschwerlich, da wir die Zahnradbahn erst später gefunden haben. Zudem lag hier etwas in der Luft, zwei Ecken vorher hab ich schon angefangen zu niesen und zu schnauben. Die Quelle haben wir dann zielgerichtet gefunden und haben sich durchquert: eine enge Gasse, die scheinbar mit Pfefferspray oder Tränengas gefüllt war. Hustend mit roten Augen und kratzenden Hals schafften wir es auf die andere Seite. Hier bemerkten wir erst, dass die Einheimischen sich alle mit Tüchern schützten.

Die Elektromobilität hatte hier auch schon vor Jahrzehnten zu geschlagen. Verrostete Elektrobusse hupten sich in den vollen engen Gassen den Weg frei.

In der Wechselstube, die gleichzeitig der Lampenreperaturladen war, nahm sich der Besitzer erstmal viel Zeit die Drähte einzeln zusammen zu drehen und mit Isolierband abzukleben, bevor wir dran waren. Der Wechselkurs war jedoch so marode, wie die aufgerissene Straße am Busbahnhof. Er meinte sogar selbst, dass wir uns was besseres suchen sollten…

Naja in der Hauptstadt Santiago unseren nächsten Station wird's wohl eine gute Chance geben.


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