Donnerstag, 30. März 2023

Macapá

 Dienstag, 14.03.2023

Weiter geht`s nach Macapá, unserer letzten Station in Brasilien und Ausgangspunkt für  die Weiterreise nach Französisch-Guyana. 

Viel zu tun haben wir heute ja nicht, also was machen wir... im Hostel rumgammeln, gegen 11.00 Uhr verlässt die Angestellte des Hauses das Gehöft, na hoffentlich denken die noch an unsere umgebuchten Tickets für das Boot und das, zu 12.00 Uhr erbetene Taxi. Natürlich geschieht  weder das eine noch das andere... Ein Taxi organisieren wir uns selber, die Tickets machen uns da schon eher Sorgen. 

In Santarem angekommen, "bewundern" wir den Hafen, das Boot liegt an so einer Art schlammigen Baustelle, aber "als erfahrener Amazonas-Reisender"  ist man davon wenig beeindruckt. Wir sind fast die ersten am Boot, es soll ja erst gegen 18.00 Uhr ablegen und jetzt ist es gerade mal 14.00 Uhr. Der allgemeine Ladevorgang ist in vollem Gange und "der Aufpasser" möchte unsere Tickets sehen, na gute Fuhre. Ich zeige ihm einfach die Screenshots der Tickets von gestern und anscheinend kann er darauf genauso wenig lesen wie wir, na egal, denn er lässt uns rauf und bei uns macht sich Erleichterung breit, das Boot ist zwar alt, doch es macht einen ziemlich guten Eindruck und wir können uns unsere Plätze aussuchen. Das Platzangebot bleibt während der gesamten Fahrt mehr als großzügig, soll heißen es bleibt bei einer überschaubaren Menge an Passagieren, unsere Tickets werden noch mehrfach kontrolliert, aber stets ohne Beanstandung. 

Aufgrund der schon mehrfach erwähnten Be- und Entladevorgänge kommen wir früh, gegen 4.00 Uhr in Santana an (der Hafen von Macapá liegt ca.: 25 km außerhalb) und bleiben erst mal auf dem Boot, wir haben irgendwie keine Lust, hier in der Nacht durch die dunkle Stadt zu irren. Gegen 5.30 Uhr entschließen wir uns dann doch in ein Hotel zu fahren und wir haben Glück, es ist jemand da, wir können jetzt schon einchecken und bekommen sogar gleich noch Frühstück, was will man mehr. 

Später, auf dem Busbahnhof können wir dann gleich die Tickets für den nächsten Tag erwerben, der Bus fährt um 20.45 Uhr und kostet 155 Reales pro Person, das wäre dann also auch geschafft, dann haben wir ja noch etwas Freizeit. Wir lassen uns vom Taxifahrer zum Zentrum fahren, gehen etwas essen (typische brasilianische Churrascaria) und etwas Kultur gab es auch noch, wir haben eine alte Festung besichtigt.

Für den Nachhauseweg wählen wir einen Fußmarsch durch Macapá, Abbau der reichhaltigen Mahlzeit. Später waren einige von uns beim Friseur, der echt verwundert war, Kunden aus Deutschland Bart und Haare zu kürzen. Er hat noch eine Menge über Macapá erzählt und etliche gute Tipps gegeben, leider konnten wir, in Ermangelung von Zeit,  keinen davon umsetzen. Außerdem bemitleidete er uns sehr, da sich die Straße zur Grenze in katastrophalem Zustand befinden soll (das haben uns andere auch schon gesagt).  Wahrscheinlich ist Macapá gar nicht so übel und wenn man mehr Zeit und kundige Begleitung hat, kann man hier sicher eine ganz gute Zeit verbringen

Abends besuchen wir eine kleine Burger Bar, die sich unweit des Hotels befindet, echt netter Laden, mit sehr ansehnlicher Bedienung, allerdings besteht unser Abendessen nur aus Getränken....

Am nächsten Tag einigen wir uns mit "dem Hotel" darauf, ein Zimmer bis 18.00 Uhr zu behalten, natürlich gegen einen Unkostenbeitrag. Als wir zurück ins Zimmer wollen, funktioniert der Türmechanismus nicht mehr, also blieben wir draußen, auch alle Bemühungen des Hotelpersonals und des herbeigerufenen Mechanikers brachten nichts. Dann passierte mehrere Stunden gar nicht mehr, und wir wurden irgendwann doch etwas unruhig, fragten noch ab und zu an der Rezeption nach, erhielten aber keine erfüllende Auskunft. Genau in dem Moment als wir  doch etwas nachdrücklicher fragen wollten, öffnete sich die Tür von innen, sie hatten jemand organisiert der sich vom Dach abseilte und durchs Fenster stieg, also Problem gelöst, umsonst über die (vermeintliche) Untätigkeit der Brasilianer geärgert... 

Ordentliche Deutsche sind natürlich rechtzeitig am Terminal, zumal wir ja sonst auch nicht mehr viel zu tun hatten. Der Busbahnhof ist nicht so sehr einladend, aber das sind die Dinger hier ja nirgendwo. Dafür ist der Bus sauber und geräumig und wenn man an eine Decke gedacht hat, ist es ganz bequem (Der Busfahrer lässt die Klimaanlage, wie in ganz Südamerika üblich, auf Maximum laufen, ist also recht frisch im Bus). Nach wenigen Stunden haben wir einen Großteil der Gesamtstrecke hinter uns und die Straße war bisher auch ganz passabel, was haben die denn alle erzählt! Die "Reisewarnungen" beziehen sich auf die letzten 150 Kilometer, denn plötzlich endet die Asphaltstraße und verwandelt sich in eine üble Jungle-Piste und für diese benötigt der Bus dann doch noch etliche Stunden, so das wir nach ca.: 13 Stunden in Qiapoque (der Grenzstadt auf brasilianischer Seite) ankommen.

Hier ist es wie immer an solchen Orten, irgendwer versucht dich sofort in sein Taxi oder was auch immer zu schleppen, der Taxifahrer ruft auch gleich einen unverschämten Kurs auf, hatten wir aber schon irgendwo gelesen, dass sich die Preise hier an der "französischen Seite" orientieren. Den Ausreisestempel gibt es dafür völlig unkompliziert, von einem sehr freundlichen Grenzbeamten. 

Das Taxi hält wenig später irgendwo am Fluss, wir seien da, ähhh, es sind auch gleich wieder Leute zur Stelle, die versuchen unser Gepäck zu okkupieren. So richtig verstehen wir nicht wie das hier laufen soll, einigen uns dann aber mit einem der Bootsführer auf 10 Euro pro Person und los geht`s. Es geht ein Stück flussabwärts und da sind dann auch schon die nächsten "Tranporteure". Er will 50 Euro pro Person, waaas 50 Euro um zur Migration (Einreisestempel-Stelle) zu fahren, wir sind entsetzt, er geht sofort auf 40 runter, wir begreifen erst jetzt, dass dieses der Preis bis nach Cayenne ist, na hat die Aufregung uns schonmal 40 Euro gespart.

Dann bestehen wir darauf, zur Polizei zu fahren, der Grenzübergang ist irgendwo an einer Brücke, geht aber nicht, da das Auto streikt, also alle raus und in ein anderes Gefährt. Wir sind übrigens nicht die einzigen Reisegäste, der Kleinbus ist randvoll.

Ich glaube die Grenzbeamten an der Brücke, übrigens alles "echte Franzosen", haben den entspanntesten Job der Welt, der Andrang ist hier gleich null, demzufolge freuen sich auch alle über unser Erscheinen, einer spricht sogar deutsch. Sie schauen kurz in unsere Pässe, quatschen noch ein wenig mit uns und dann geht`s ab in Richtung Cayenne...

Wir Deppen, bei der Einreise nach Frankreich gibt es natürlich keinen Stempel in den Pass und Französisch Guyana ist halt Frankreich.

Nach ungefähr 50 Kilometern erscheint dann plötzlich noch ein Polizeiposten, unser Pässe werden wieder nur kurz angeschaut, aber zwei der Mitreisenden (wohl Brasilianer) müssen zurück, es herrscht Uneinigkeit zwischen ihnen und den Polizisten über die Vollständigkeit der vorliegenden Papiere.

Nach weitern 10 Kilometern hält der Kleinbus mitten im Nirgendwo und es steigt, ein mit Machete  und Gummistiefeln ausgerüsteter Brasilianer ein, hat der die Polizeistation durch den Jungle umlaufen, wir wissen es nicht.

Schon mal eine kleine Anmerkung, nirgendwo in Südamerika haben wir bisher Straßen in derartig gutem Zustand gesehen, wie hier in Französisch Guyana. 



























































Sonntag, 19. März 2023

Santarem / Alter do Chão

 

Montag, 06.03.2023

Als nächstes Ziel auf unserer Reise haben wir Santarem auserkoren, eine größere Stadt, natürlich auch direkt am Amazonas gelegen, und da wir ja jetzt "Amazonas-Bootfahr- Profis" sind, sollte da ja nix schief gehen.

Gegen 8.00 Uhr kommt Thomas ins Hotel, er ist ein Kumpel von Herbert und seit 30 Jahren Tourguide in der Amazonasregion. Eine Jungletour konnten wir schon bei der Ankunft in Manaus erfolgreich abwehren. Jedoch haben wir Ihm die Organisation der Boots-Tickets übergeben. Er frühstückt erst einmal ausführlich, denn das Frühstücksbuffet im Hotel ist wirklich sehr gut, das beste Frühstück auf der ganzen Reise (also bisher).

Dann fahre ich mit ihm zur Wäscherei, die haben nämlich die Hälfte von Docs Sachen "behalten". Wir werden schon freudig erwartet und können mit "unserer Beute" zurück zum Hotel. Unterwegs ruft er, beim Vorbeifahren aus dem Auto, einem Taxifahrer etwas zu und dieser folgt uns. Alle organisatorischen Abläufe scheinen hier (und nicht nur hier) sehr spontan abzulaufen. 

Am Hafengebiet angekommen treffen wir den "Bootsticket-Dealer", auch schon wieder alles sehr merkwürdig, dieser bringt uns mit einem kleinen Boot zum "großen Boot" und wir steigen direkt über die Reling auf die Fähre, einfach über den Steg aufs Boot laufen ist anscheinend zu uncool... keine Ahnung, aber wenigstens werden unsere Tickets akzeptiert. 

Den ersten Schock erleiden wir jedoch schon bei der Außenansicht des Kahns, dieser scheint uralt zu sein und sieht ziemlich runtergekommen aus, nach dem an Bord gehen wird es nicht besser und zu allem Übel ist das Boot heillos überfüllt. Wir irren ziellos, mit unserem Gepäck, über die Decks und finden keinen Platz, am liebsten würden wir das Boot wieder verlassen, doch das ist leider keine Option. Die Brasilianer sehen das viel entspannter, sie zeigen uns Stellen wo man, nach Ihrer Ansicht, noch hängen kann, na ja was bleibt uns anderes übrig... Es funktioniert nur, da die Hängematten versetzt und in mehreren Ebenen angeordnet sind, krass (Ich hoffe die Fotos können dieses Geschehen wenigstens im Ansatz wiedergeben). Die Besichtigung der Toiletten sorgen für den nächsten Schock, die "Dusch-Klos" sind absolut unterirdisch, wenn du versuchst zu spülen, passiert entweder gar nichts oder du bist nass, als würde das nicht reichen, sind einige der Toiletten bereits vor dem Ablegen bis zum Rand vollgesch..., absolut unterirdisch, jeder von uns hofft diese Dinger nicht benutzen zu müssen. Aufgrund dessen haben wir als Nahrung nur ein paar Kekse zu uns genommen und trinken erfolgte nur bei wirklichem Bedarf. Wir verbringen so viel Zeit wie möglich auf dem Oberdeck (draußen). 

Während der Bootstour ist deutlich zu sehen, dass sich die Art der Besiedlung und die ufernahe Landschaft verändern. Es tauchen mittlerweile immer öfter Hütten und kleine Ansiedlungen auf, es sind auch immer öfter kleine Plantagen und andere "landwirtschaftliche Flächen" an den Ufern zu sehen.

Ich glaube die Personenbeförderung ist nur Beiwerk, der eigentliche Zweck der Boote ist der "Warentransport" und dieser schließt absolut alles ein, was irgendwie auf so ein Boot passt, jegliche Art von Lebensmitteln, Baustoffen, Ersatzteilen, selbst ganze Bagger sind dabei, na was soll man machen, wenn nur das Wasser einen Zugang zu den Ortschaften ermöglicht....

Es macht große Freude, zuzusehen wie bei jedem Zwischenhalt entladen und natürlich auch wieder beladen wird, es ist jedes mal ein absolutes Durcheinander, welches sich dann wieder auflöst und zum Schluss ist alles da, wo es hingehört. Ich glaube, dass diese ungewissen Ladevorgänge auch die wirkliche Fahrzeit der Boote bestimmen, wenn z.B. 35 Stunden Fahrzeit angegeben sind, kann das auch 45 reale Stunden bedeuten, bei Zwischenhalten von bis zu 4 Stunden, kein Wunder.

Am späten Dienstagnachmittag ist leicht zu erkennen, dass das Boot niemals die angestrebte Ankunftszeit erreichen wird und wir beschließen uns ein, zwei, drei... Bierbüchsen zu gönnen, diese gibt es hier an einem kleinen Kiosk auf dem Oberdeck und wie das so ist, Bier trinken fördert die Geselligkeit... Wir lernen Georgi aus Bulgarien und seine Frau kennen, wenig später stoßen Fabian aus Frankreich nebst Freundin zur Runde. Etwas später beteiligen sich noch zwei, drei Brasilianer und so wird das noch ein netter Abend.

Wir haben zwischenzeitlich beschlossen, nicht in Santarem zu bleiben, sondern weiter nach Alter do Chão zu fahren, "dem Ort der schönen Flussstrände" direkt an der Mündung des Rio Tapajós in den Amazonas gelegen. Auf der Karte sieht das gar nicht so weit aus, aber das Taxi benötigt doch fast eine Stunde und wie das so ist, wenn wir im Dunklen irgendwo ankommen, es sieht erst einmal nicht so toll aus. Aber man hat auf uns gewartet und wir können duschen und im Bett schlafen. 

Am nächsten Morgen sieht es hier schon viel freundlicher aus, die Unterkunft ist ok und der Ort macht auch einen netten Eindruck. Wir erkunden die Gegend und landen auf einer kleinen Halbinsel aus Sand, aufgrund der Größenordnung und der Entfernungen (die Entfernung zum anderen Ufer beträgt ca.:16 km) könnte man fast meinen am Meer zu sein. Leider ist zur Zeit Hochwasser und somit ist hier so einiges überflutet. Auf der Halbinsel  befinden sich einige Hütten, die als Restaurants fungieren und die anwesenden brasilianischen Urlauber setzen sich gleich mit Stuhl und Getränk ins Wasser. Hier ist also ein Urlaubsparadies, na dann lassen wir es uns doch auch gut gehen. Das eisgekühlte Bier, der leckere Saft / Caipirinha und das noch bessere Essen (so eine Art Fischsuppe mit halben Fischen und Beilagen) lassen auch bei uns wahres Urlaubsfeeling aufkommen. Ja ist schon klar, wir sind die ganze Zeit im Urlaub, aber Reisen kann halt auch Anstrengend sein, selbst das "Nichtstun" auf dem Boot. 

Wir baten Ivo den Betreiber unserer Unterkunft, sich kundig zu machen, wie und wann wir denn weiter nach Macapa reisen könnten, das ist dann unser Ausgangspunkt nach Französisch-Guyana, leider fährt das nächste Boot erst am Montag oder Dienstag, somit sind wir gezwungen noch ein wenig Fischsuppe zu essen...

Im Moment ist hier nur am Wochenende was los (liegt wahrscheinlich am Hochwasser) die meisten der vorhandenen Hotels und Pousadas sind leer, dann machen wir halt mal ein paar Tage nichts. Man kann, ausgehend von der kleinen Halbinsel, seine eigene Jungle Tour unternehmen, einmal um die Ecke und schon bist du im Wald, es ist aber besser die Touren kurz zu halten, sonst könnte sich das Finden des Rückwegs als ein größeres Problem gestallten. Ebenfalls gibt es hier einen Weg zu einem kleinen Berg direkt im Jungle gelegen und ca.:  400m hoch, den machen wir doch. Doc und ich gehen bestens ausgerüstet (Flip Flops und Latschen) los. Der Weg ist schön, wir sind durch Busch und Bäume etwas vor der Sonne geschützt und es gibt ständig irgendetwas zu sehen, auch knackt es ständig im Dickicht, das sind sicher Riesen-Anaconda und Jaguar. Dann kommt der Berg und der Weg ist doch eher ungeeignet für Flip-Flops, ich würde sogar behaupten, bei uns würde man so etwas nur mit gutem Bergschuh erwandern. Teilweise hat der Weg den Charakter eines Klettersteigs. Die anwesenden Geier sind wohl doch nicht wegen der Aufwinde am Berg hier, sondern warten auf den Absturz von verblödeten Touristen die hier mit Flip-Flops hochmachen. Obern angekommen ist der Ausblick natürlich genial, man kann einerseits auf den Amazonas schauen und in der anderen Richtung liegt der Rio Tapajós, gigantische Flüsse und rings herum ist Jungle. Wer sich auskennt weis sicher, dass der Abstieg mit dem "super Schuhwerk" noch mehr Freude machte als der Aufstieg.

Wir nutzen die Zeit auch ein bisschen für die Reiseplanung, nach einiger Recherche und  langem Hin und Her, beschließen wir Venezuela auszulassen, das ist uns im Moment etwas zu viel Abenteuer. Der neue Weg ist von Paramaribo über Aruba nach Bogota.

Heute ist dann doch schon Montag und da wir morgen weiterfahren, genießen wir noch einmal die Annehmlichkeiten der kleine Halbinsel, incl. Fischsuppe. Gut gelaunt kommen wir zurück in die Unterkunft, bis nach einiger Zeit die Rezeptionskraft fragt ob wir denn nicht schon auf dem Boot sein müssten (Abfahrt soll 18.00 Uhr sein, jetzt ist es 17.30), zunächst herrscht große Verwirrung, sollten wir nicht am Dienstag fahren? Na lange Rede gar kein Sinn, das Boot fährt heute, hätte sie uns ja vielleicht auch etwas früher darauf ansprechen können, glücklicherweise können wir für einen überschaubaren Betrag auf den nächsten Tag umbuchen, bezahlen noch eine Nacht (die wir unserer Meinung schon bezahlt haben) und fahren dann halt doch am Dienstag.