Donnerstag, 6. April 2023

Suriname

 Sonnabend 25.03.2023

Gegen 10.00 Uhr sollen wir unseren Fahrer nach Saint-Laurent-du-Maroni (Grenzstadt zu Suriname) beim Autovermieter treffen und er ist pünktlich. Doch leider kommt er nicht mit einem Minibus sondern einem Dacia Logan und der Beifahrersitz ist schon mit Big Mama besetzt, aber wir passen auch noch rein, sogar mit Gepäck. Da wir ja mittlerweile "schlau sind" fragen wir gleich nach dem Preis, 60 Euro pro Person, da müssen wir leider intervenieren, wir hatten 40 Euro ausgemacht, das akzeptiert er sofort. Der Fahrer ist ein lustiger Vogel, er hört die ganze Zeit irgendwelche Black-Mucke auf französisch und singt aus vollem Halse mit, er hat Lieblingslieder und die hören wir besonders oft.

Ungefähr drei Stunden später treffen wir am Grenzfluss ein, unser Fahrer ist blickig, er parkt ein wenig abseits und besorgt einen Bootsführer (wird schon was daran verdient haben), so bleibt uns das Gezerre der gesamten Meute erspart. Gleiches Spiel: "Was soll es kosten? 20 Euro pro Person. Never! Was seid Ihr bereit auszugeben? Wir denken die Hälfte ist ok, also 10 Euro", er ist sofort einverstanden, war wohl auch noch zu viel. Anderes Ufer... Taxifahrer, was soll es kosten? Kommt erst mal weg hier, ok, 100 Euro für alle, bis nach Paramaribo, gut. Alles ins Auto und los, 3 Minuten später... er will plötzlich 50 Euro pro Person, kurze Handelei und wir sind wieder beim Ursprungspreis 100 Euro. Wir sind ja einiges gewohnt, aber diese seltsame Art Geschäfte zu machen ist für uns dann doch etwas befremdlich, der Taxifahrer ist auch gleich wieder völlig entspannt und freundlich, anscheinend läuft "der Handel" hier so ab, na wenn`s denn so ist, muss man ja nur wissen. 

Migration (Einreisestempel). Frage: Habt ihr die Einreisegebühr von 25 USD online bezahlt? Nein, ich denke das kann man hier erledigen? Nein das geht nicht! Ich frage mal den Chef. Ach übrigens, wenn`s nicht notwendig ist, brauchen wir keine Quittung!!! kurze Zeit später, Für 30 USD pro Person können wir das hier erledigen... gesagt, getan und wir haben unsere Stempel, hier geht so etwas.

Weiter nach Paramaribo der Hauptstadt von Suriname, unser Airbnb-Haus liegt irgendwo am Rand der Stadt. Leider war es nicht möglich einen geeigneten Mietwagen zu bekommen und so lassen wir uns direkt zum Haus bringen. Das Objekt ist schon cool, riesiger Wohn- und Essbereich, vier Schlafzimmer, zwei Terrassen usw., die Gegend ist eher nichtssagend und ohne Auto wird das hier nichts. 

Die Übergabe des Hauses machen die Nachbarin und ihr Sohn (der aber auch schon Mitte 40 ist), wohl Verwandte vom Eigentümer. Sie wollen noch 100 Euro Kaution, na damit können wir leben.

Am nächsten Tag bietet uns der Nachbar an, wir könnten doch sein Auto mieten und er würde uns dann noch zum Flughafen fahren, er bräuchte es nur von Zeit zu Zeit mal kurz, wir lassen uns darauf ein, denn ohne Auto geht gar nichts, hätten wir besser wissen sollen.... Er weist noch einmal explizit darauf hin, dass er Gay sei, ja na und, das interessiert uns jetzt eher weniger und war uns schon vorher klar.

Unsere erste Autofahrt wird sicher spannend, es ist Linksverkehr und die Straßen Paramaribos sind immer voll.  Am Sonntag Nachmittag fahren wir dann in die Stadt, Geld organisieren, aber das kennen wir schon, am Wochenende streiken alle Automaten, nach zwei Stunden geben wir auf. Angenehm fällt der Spritpreis auf, er ist hier wieder unter 1,00 Euro, in F-Guyana wollten die von uns einen ähnlichen Preis wie in Deutschland haben. 

Die Fahrerei an sich ist gar nicht so schlimm, wenn man sich ein wenig anpasst und sehr egoistisch fährt geht`s, aber wie schon gesagt, es ist immer voll und total wuselig auf den Straßen Paramaribos, das macht die ganze Sache doch etwas anstrengend (Und von Zeit zu Zeit muss ich doch daran erinnert werden die linke Straßenseite zu benutzen).

Am Montag scheinen dann auch die Geldautomaten wieder Dienst zu haben und spucken sofort Geld aus, Suriname-Dollar, Kurs ungefähr 1:40.

Weiter ins Zentrum, hier kann man noch gut die Folgen der unlängst stattgefundenen Unruhen sehen, nämlich teilweise abgebrannte und / oder beschädigte Regierungsgebäude. Fast alle mit denen wir uns während unseres Aufenthalts unterhalten sind nicht gut auf ihre Regierung zu sprechen.

Direkt angrenzend beginnt das Hafenviertel, wir trinken etwas an einem Kiosk und stellen kurz darauf fest, das Eugens Telefon fehlt, hat einer geklaut, wir lassen die letzten Minuten Revue passieren und wissen jetzt sogar wer es war, nützt uns natürlich nichts, weg ist weg. Später fragen wir am selben Kiosk noch mal ob sie vielleicht wissen, wo man so ein geklautes Telefon "zurückkaufen" kann, aber die machen uns wenig Hoffnung. Das alles dämpft unsere Stimmung und wir verkneifen uns ein tieferes Eindringen in das Hafenviertel, hier gibt es jede Menge Märkte, Ramschläden und sonst noch was, aber so richtig vertrauenserweckend ist die Gegend nicht, im dunkeln will hier sicher keiner von uns sein. Wir sind absolut die einzigen Weißen in der Gegend und fallen so natürlich überhaupt nicht auf.

Die meisten hier sind Schwarze (außerhalb der Städte eigentlich ausschließlich), dann existieren noch Leute indischer- und (ich glaube) indonesischer Abstammung und natürlich Asiaten. Und es gibt einen latenten oder auch schon offenen Rassismus... ("unser Nachbar" der indischer Abstammung ist, seiner Meinung nach die besten Menschen in Suriname, hat z.B. kein, aber wirklich gar kein gutes Wort an den Schwarzen gelassen, eher im Gegenteil.... 

Nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder besser aus, das geklaute Telefon ist abgehakt und wir besorgen ein neues. Das dauert eine ganze Weile, denn wir besuchen jeden der reichlich vorhandenen Telefonläden mehrfach und handeln rum, ich glaube die hielten uns schon für bescheuert. Aber egal neues Telefon ist da und dank der modernen Technik eSim auch ziemlich schnell wieder gebrauchsfertig.  

Am Nachmittag geht es dann wieder los, der Nachbar braucht das Auto mal für 10 Minuten, ja ok, aus den 10 Minuten werden dann Stunden, so geht das in den nächsten Tagen weiter und artet in einen handfesten Streit aus. 

Am Mittwoch planen wir einen Ausflug, irgendwas müssen wir ja machen, das Auto ist geländegängig, somit  wollen wir einen Wasserfall und irgendwelche Höhlen im Jungle besuchen. Aber erst einmal geht es fast 2 Stunden in südliche Richtung nach Brownsweg, einem kleinen Ort mitten im Regenwald. Links und rechts der Straße ist der Holzweinschlag zu sehen, unvorstellbare Mengen an riesigen Stämmen liegen an der Straße und werden mit LKWs abtransportiert, also hier ist die Abholzung des Regenwaldes in vollem Gange. Ein Stück weiter befinden sich dann irgendwelche Minen, die sind aber gut abgeschottet.

Zwischenzeitlich passieren wir noch eine Polizeikontrolle, die Polizisten sind völlig entspannt, dem einen sollen wir das nächste Mal eine Zündapp mitbringen, machen wir natürlich. 

In Brownsweg suchen wir den richtigen Abzweig zu "unserem Wasserfall", nach mehrmaligem durchqueren des Ortes finden wir eine "Straße" die es sein könnte. Es wurde explizit darauf hingewiesen, dass unbedingt ein Allradfahrzeug vonnöten sei. Der Weg ist zwar nicht so doll aber gut befahrbar, fürs erste, doch nach ein paar hundert Metern verwandelt er sich in eine Panzerstraße. Wir versuchen es noch eine Weile, doch kommen wir nur sehr langsam vorwärts und haben auch ein bisschen Angst ums Auto (und natürlich Angst stecken zu bleiben oder gleich ganz im Sumpf zu versinken). Als wir sehen, dass ein vor und fahrender Jeep, der mindestens die doppelte Bodenfreiheit unseres Autos hat, fast im Schlamm versinkt, lassen wir es sein, das ist es uns nicht wert, nicht auszudenken wenn wir hier die Karre versenken...

Wir entscheiden uns zu einem nahe liegenden Stausee zu fahren, da führt wenigstens eine halbwegs vernünftige Straße hin und da ist´s auch schön. Auf dem Rückweg werden wir schon von weitem freundlich durch die Polizeikontrolle gewinkt.

Am nächsten und letzten Tag in Suriname machen wir nicht mehr viel, angeblich ist das Auto kaputt und muss erst einmal in die Werkstatt, wer`s glaubt...

Glücklicherweise haben wir schon vorher mit dem Taxifahrer, der uns her brachte, Kontakt aufgenommen und somit sind wir nicht mehr auf den Nachbarn angewiesen. Trotzdem haben wir den Taxifahrer mehrfach kontaktiert, wenn der nicht kommt, sind wir im A.....

Freitag Morgen um 4.10 Uhr stehen wir alleine vor dem Haus und uns ist gar nicht wohl, aber kurze Zeit später erreichen wir den Taxifahrer telefonisch, er kommt, große Erleichterung. Die Fahrt zum Flughafen ist sehr abenteuerlich, das Auto hat quasi kein Licht, es ist uns unerklärlich wie der Fahrer etwas sehen kann, egal wir kommen an Flughafen an, sogar noch halbwegs pünktlich. 

Aber wie sollte es anders sein, am Schalter stellt die nette Frau fest, dass wir gar keine elektronische Einreisekart für Aruba haben, hätte die Fluggesellschaft ja auch vorher mal darauf hinweisen können. Kurzzeitig sind wir etwas aufgeregt, aber auch das lässt sich klären und  letztendlich sitzen wir  im Flieger nach Aruba....

Ja Suriname, fast nur aus Regenwald bestehend, für uns gilt hier mehr oder weniger das Gleiche wie für Französisch-Guyana, es gab nicht viel zu tun aber wir haben es mal gesehen. Eigentlich wollten wir gar nicht so lange bleiben, aber durch das Auslassen von Venezuela, und der nicht Verfügbarkeit von passenden Flügen ist es halt so wie es ist und es gibt sicher Schlimmeres als hier ein wenig abzuhängen....












































 

 

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