Samstag, 29. April 2023

Kolumbien Teil 2

                                       Hier mal so ungefähr die Reiseroute Kolumbien Teil 2




Donnerstag,13.04.2023

Am Morgen brechen wir nach Medellín auf, in Deutschland ist wahrscheinlich nicht so viel über Kolumbien bekannt, aber von Medellín und dem damit untrennbar verbundenen Namen Pablo Escobar haben doch sicher die meisten schon gehört und so sind auch wir recht gespannt. 

Aber erst einmal dahinkommen, ca.: 100 Kilometer schlängelt sich die Straße durch die Berge, dann beginnt sogar "so eine Art Autobahn", der einzige Nachteil, seit fast 100km keine Tankstelle, aber bis an den Stadtrand von Medellín sollte das Benzin schon reichen. Was wir dabei nicht bedacht haben, irgendwann, so rund 40 km vor der Stadt, ist plötzlich die Autobahn gesperrt und es beginnt eine Umleitung durch die angrenzenden Berge, auch hier keine Tankstelle und die Tankanzeige sinkt langsam aber unaufhaltsam auf ein kritisches Niveau. Als noch 20km Reichweite angezeigt werden, frage ich an irgendwelchen Hütten nach Sprit, aber alles um sonst nichts zu machen, Google sagt: nächste Tankstelle in 12 km, aber leider geht die Straße immer noch bergauf und die Tankanzeige ist mittlerweile auf "Null", ok nächste Möglichkeit halte ich an, keine Lust hier auf der stark befahrenen Bergstraße liegenzubleiben. Wir haben wieder mal mehr Glück als Verstand, hinter der nächsten Kurve taucht so etwas wie eine kleine Raststätte auf. Also anhalten, einen zufällig anwesenden Polizist nach Sprit gefragt, hat er nicht, verweist uns aber an einen Straßenarbeiter, der sagt kein Problem, dauert ungefähr eine Stunde und wirklich, nach ca.: einer Stunde ist er wieder da, mit einer großen Plastiktüte gefüllt mit zwei Galonen Benzin, die Plastiktüte muss hier so eine Art Kanister sein, der Verschluss passt nämlich genau auf den Tank. Der nette Straßenarbeiter will sogar nur den Sprit bezahlt haben, wir geben im natürlich das Doppelte und können unsere Reise fortsetzen.

Der Benzinpreis in Kolumbien liegt übrigens bei ca.: 50 Cent pro Liter und Diesel ist noch billiger, da macht Tanken Spaß...

Unsere Unterkunft liegt im Nordwesten der Stadt, somit müssen wir fast durch das ganze "Medellíntal" und das dauert, zum Verkehr gilt alles bisher gesagte. Das Hotel (Hotel Gran Conquistador 33) und die Gegend sind so, na ja... Aber noch eine abendliche Runde durch die Gegend ist schon drin. An einer nahegelegenen Tankstelle treiben wir sogar Eis in Tüten auf und können daraufhin das Hotelzimmer in unsere eigene Bar verwandeln...

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Frühstück im Hotel, danach fahren wir in das Centrum von Medellín, natürlich mit dem Taxi, das ist deutlich entspannter. Wir haben hier eine Tour gebucht: "Medellín und Pablo Escobar", los geht`s nahe dem Centrum gegen 13.00 Uhr, wir haben also noch Zeit.

Hier macht die Stadt einen ganz anderen Eindruck, sie wirkt jung und modernen, eigentlich sogar recht schön, alles voll Cafés, Clubs, Parks und moderner Gebäude, wir treffen auf Unmengen junger Leute und stellen fest, dass wir in jüngeren Jahren hier sicher auch mal ein halbes Jahr hätten verbringen können... 

Nach einem Cafébesuch, zufällig im "Juan Valdez" startet die Tour, es sind noch drei Briten und ein junges Schweizer Pärchen mit von der Partie, wir waren ja erst ein wenig skeptisch, aber die Tour erweist sich als wirklich gut, einerseits machen wir eine vierstündige Stadtrundfahrt durch Medellín und sehen eine Menge, andererseits erfahren wir sooo viel über Medellín früher und heute und natürlich über das Wirken oder besser "das Wüten" des Pablo Escobars. Wir besuchen auch sein "selbstgebautes Gefängnis", natürlich mit Fußball- und Hubschrauberlandeplatz, was der Delinquent halt so braucht, unglaublich und natürlich an einem malerisch und strategisch gut gelegenen Ort, hoch in den Bergen über Medellín.

Wenn wir schon einmal im Centrum sind, können wir hier auch gleich noch standesgemäß dinieren, riesen Portionen, wir alle sind mehr als vollgefressen.

Langsam neigen sich unsere drei Monate dem Ende entgegen und daher brechen wir jetzt in Richtung Karibik auf, es sollen ja zu Abschluss noch ein paar faule Strandtage folgen. Ursprünglich hatten wir ja mal vor an den Pazifik oder an die karibische Seite nahe Panama zu reisen, aber da das nur mit dem Flugzeug möglich und noch von allerlei Aufwand begleitet ist, lassen wir das ausfallen.

So haben wir Turbo als erstes Ziel gewählt, ist halt die erste Stadt am karibischen Meer, die wir mit dem Auto erreichen können, mal sehen ob wir das an einem Tage schaffen können. So 50km vor Turbo ist mal wieder eine der zahlreichen Polizeikontrollen aufgebaut, normalerwiese halten die uns so gut wie nie an, heute schon. Ich möchte nicht tauschen, den ganzen Tag mit voller Montur in der prallen Sonne, da gibt es sicher besseres. Wir haben uns angewöhnt gegenüber der Polizei gar kein Spanisch und nur ganz rudimentäres Englisch (können die meistens sowieso nicht) zu sprechen, das klappt immer am besten. Sie sind sehr freundlich aber verzweifeln an unseren Pässen, sie können die kolumbianischen Einreisestempel nicht finden und kommen mit den Vielen "Chile- und Argentinienstempeln" nicht so richtig klar (wir mussten auf der letzten Reise ja ständig zwischen Chile und Argentinien wechseln und haben somit etliche Ein- und Ausreisestempel dieser Länder). Aber irgendwann ist alles gut und sie wollen nur noch unser Reiseziel wissen, Turbo damit treffen wir auf Unverständnis, da sind 35 °Celsius und überhaupt, sie versuchen uns zu erklären das wir da nicht hin sollten. 

In Turbo angekommen verstehen wir was sie meinten, wirklich keine schöne Stadt und es muss hier geregnet haben, die ganze Stadt ist abgesoffen, einige Straßen sind nicht befahrbar, alle Nebenstraßen erinnern eher an schlammige Junglepfade, aber jetzt sind wir hier, froh es überhaupt bis hierher geschafft zu haben. Wir bewegen uns mal in Richtung Wasser, vielleicht sieht es hier ja besser aus, natürlich nicht, aber egal es gibt ein Hotel in dem wir übernachten können und somit ist alles gut.

Wir fahren noch einmal in die Stadt, diese ist überwiegend von Schwarzen bevölkert, in solchen Gegenden fallen wir natürlich immer ganz besonders auf.  In einem Elektrofachgeschäft kauft Eugen nach 30 Minuten Beratung, wie auch immer er das gemacht hat, einen Bartschneider und wir für uns alle einen Wasserkocher, das hatten wir schon länger vor, ab jetzt gibt es immer und überall ordentlichen Kaffee, juhu... Viel zu tun gibt es hier nicht, ist auch schon spät und so sitzen wir noch eine Weile beim Bier im Hotel und quatschen. Am nächsten Morgen regnet es wieder ordentlich, wir bekommen kaum unser Gepäck trocken ins Auto, in diesem Moment wackelt ein Opossum über den Weg, es hat gleich die ganze Familie, auf seinem Rücken sitzend dabei. Das erste "richtige Wildtier", welches wir in Kolumbien gesehen haben, hat uns sowieso gewundert, ständig Wildnis, Jungle, Berge, usw. aber wilde Tiere haben wir so gut wie gar nicht gesehen, außer auf den Verkehrsschildern die auf diese Tiere hinweisen.

Der Weg ist das Ziel, das übergeordnete ist in diesem Falle Cartagena, der Weg dorthin eher unbestimmt, immer am Wasser entlang. Mehrfach machen wir Abstecher an den Strand. Die Qualität des Wassers und auch der Strände ist eher nicht so dolle, so fahren wir soweit wir kommen und sind dann doch wieder den ganzen Tag im Auto unterwegs. Der Ort wo wir ankommen heißt Coveñas, ist wohl etwas touristischer, also nur für Innländer, Ausländer haben wir hier nicht gesehen. Das erste Hotel welches wir uns anschauen ist uns doch etwas zu ranzig und so buchen wir gleich ein ganzes Apartment in der Nähe des Strandes. Strand und Wasser gehen so, zumindest gehen wir ein paar mal baden, früh am Morgen ist es am besten, da ist nämliche keine Sau dort und wir sind ganz alleine. Sonst gibt es zum Ort und der Zeit hier nicht viel zu sagen, zwei Tage rumgegammelt, essen baden, abruhen...

Zwei Nächte reichen, der Vermieter versichert uns noch, dass die Straße nach Cartagena ab hier von guter Qualität sei, na dann los. Die Straße ist gut, die Gegend links und rechts eher sehr karg, ein paar halbverhungerte Rinder, mehr ist da nicht. Wir haben den Eindruck das es auch in Kolumbien ein großes Nord-Süd-Gefälle gibt, der karge Norden und Nordosten machen auf uns einen deutlich ärmeren Eindruck als der Rest des Landes. 

Schon gegen Mittag sind wir in Cartagena, wir kommen durch einen riesigen Hafenbereich, na das wird hoffentlich noch besser. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft streifen wir direkt die Altstadt / das historische Centrum, da halten wir gleich mal an. Heiß ist es hier, aber auch recht schön, wir treiben uns in dem von der alten Stadtmauer umschlossenen Bereich herum. Da wir sowieso noch etwas Zeit totschlagen müssen, bleiben wir eine Weile, essen Eis, trinken Kaffee und schauen uns die doch recht mondänen Gebäude an.

Dann fahren wir zum Apartment, dieses liegt im Edificio Atlantis direkt neben dem Hilton und ist mit einer großzügigen Terrasse ausgestattet, es ist überhaupt sehr schön. Da können wir die nächsten zwei Tage, schön abruhen. Wir besichtigen natürlich sofort den nahe gelegenen Strand, aber so richtig überzeugen kann der leider auch nicht, egal wir streifen etwas am Strand herum und gehen später in ein Strandlokal und essen etwas.

Nächsten Morgen ist ausschlafen angesagt, zum Frühstück gibt es selbstgemachten Salat und Guacamole und ewig Kaffee trinken auf der Terrasse, herrlich. Am frühen Nachmittag gehen Doc und ich zur Barbería, der Frisör ist ein junger Typ, freut sich über uns und ist ratzfaz fertig, jetzt passen die Haare wieder zur Außentemperatur. 

Am frühen Abend begeben wir uns noch einmal in die Altstadt, diesmal ist der Bereich außerhalb der Stadtmauer unser Ziel (Getsemani), hier  befinden sich unzählige Hostels, Bars, Restaurants, perfekt um einen angenehmen Abend zu verbringen. Wir suchen uns später einen Platz in einer sehr belebten Gasse und gönnen uns ein paar Mojitos und Capirinhas. Unweit unseres Platzes sind so an die zwanzig Kolumbianer beim Domino spielen und da geht es wirklich heiß her, eigentlich haben wir jeden Moment Handgreiflichkeiten erwartet, allein das mitzuerleben ist schon sehr unterhaltsam und die Gassen wimmeln nur so von Leuten, so gibt es ständig und überall etwas zu sehen.

Schade schnell vorbei die Zeit in Cartagena, aber wir wollen / müssen weiter, weiter in Richtung Nordosten, hier soll es noch sehr urbelassene Strände geben. Der Weg führt uns durch Barranquillia, einer riesigen dreckigen Hafenstadt (zumindest das was wir gesehen haben) und hier sehen wir auch das erste mal größere Elendsviertel, wahrscheinlich ist das auch der Nähe zu Venezuela geschuldet.

Als nächstes erreichen wir Santa Marta, aber hier gefällt`s uns auch nicht so richtig, also fahren wir weiter. Gegen Abend halten wir am Playa Mendihuaca, das ist so eine Art Privatstrand, aber mit öffentlichem Zugang. Direkt am Strand stehen so ca.: 20-30 kleine Holzhäuser, Hostels, kleine Restaurants und Bars. Wir beziehen in einem der Hostals zwei kleine Zimmer und machen es uns für drei Tage gemütlich. Was wir hier machen? vorrangig nichts, Strandspaziergänge, baden gehen und für das leibliche Wohl probieren wir die vorhandenen Restaurants aus, eines nach dem anderen. Ein schöner Ort um ein paar Tage zu entspannen. Wir machen auch einen Ausflug in den nahegelegenen Tyrona Nationalpark, dieser ist riesig, besteht aus Jungle und wunderschönen Stränden  und alles muss man sich erwandern. Die Temperatur beträgt 35° Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, der Weg führt durch den Jungle über Berg und Tal. Nach 1,5 Stunden erreichen wir den ersten Strand, baden darf man aufgrund der starken Wellen und Strömungen leider nicht, aber Füße nass machen geht, wir ruhen uns erst einmal aus, der Weg hat`s doch ganz schön in sich... Um zum Badestrand zu gelangen müssten wir noch mindestens 1,5 Stunden weiter, haben wir absolut keine Lust drauf und treten den Rückweg an, baden können wir dann direkt vor unserem Hostel.


So jetzt müssen wir langsam aber sicher in Richtung Bogota aufbrechen, denn so schön es hier auch ist, nach drei Monaten wollen wir nicht unseren Heimflug verpassen. Doch vorerst führt uns der Weg bis fast an die venezolanische Grenze, es ist wieder eine sehr karge fast steppenartige Gegend, des Öfteren sitzen Leute am Straßenrand, mitten im Nirgendwo, keine Ahnung was die hier genau machen oder wovon die leben. Maicao ist der letzte Ort vor der Grenze, hier sollten wir dann doch abbiegen, es geht  immer parallel zur Grenze nach Süden. In Albania kommen wir an einer  riesigen Kohlemine vorbei, davon gibt es hier wohl mehrere, wir nutzen den Ort für eine kleine Pause, im Restaurant können wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen, der hier gesprochene Dialekt, bleibt für uns absolut unverständlich. 

Zum späten Nachmittag treffen wir in Valledupar ein und steigen im Hotel Campestre Villa Ocha ab. Es ist eine sehr schöne und großzügige Anlage mit Pool und allem drum und dran, doch irgendwie sind wir die einzigen Gäste. Am nächsten Morgen geht es weiter nach Bucaramanga, die Fahrt dauert den ganzen Tag und die letzten Fahrstunden sind absolut nervig, es regnet, ist dunkel und ist wie immer die Stadt ist sauvoll. Ich habe absolut keine Lust mehr zu fahren, glücklicherweise läuft uns irgendwann das Hotel D' Leon über den Weg, ein guter Laden, wir verbringen den Abend vor dem Außenpool sitzend und gehen unser neuen Lieblingsbeschäftigung nach, Cocktails trinken. 

Auf unserem Weg nach Bogota liegt der  Chicamocha Canyon, wir verbringen einige Zeit im zugehörigen Erlebnispark, fahren mit der Seilbahn einmal hin und zurück und dann geht`s weiter. Eugen wollte schon die ganze Zeit den oft am Straßenrand angebotenen Palmenwein probieren, unterwegs bietet sich die Gelegen, aber die Flasche wandert fast komplett gefüllt in den Müll, der Wein schmeckt wohl irgendwie nach Klebstoff, ein Glück habe ich nicht gekostet. Es wird schon wieder dunkel und wir schaffen es noch bis Barbosa und steigen dort im Hotel Imperador ab. 

Übrigens kommt jeden Tag unser Wasserkocher zum Einsatz und so haben wir immer ordentlichen Kaffee zur Verfügung. 

Morgen geht unser Flug nach Berlin und wir beschließen den letzten Abend noch einmal würdig zu nächtigen. Unmittelbar vor Bogota, in Chia befindet sich das Hotel Sabana Park, es ist als 5-Sterne-Hotel klassifiziert und ist wirklich ein gutes Hotel. In unseren abgeranzten kurzen Hosen und Latschen sind wir auf jeden Fall nicht ganz adäquat gekleidet, interessiert aber keinen, wir handeln noch etwas herum und können zu einem guten Preis übernachten, sind aber zu früh, die Zimmer können erst gegen 15.00 Uhr bezogen werden.

In der Nähe befindet sich das Rancho MX eine großzügige Anlage im mexikanischen Stil, da halten wir an. Hier das Gleiche, lauter rausgeputzte Menschen nur wir sehen aus wie vorher beschrieben. Es gibt sehr gutes Essen und parallel dazu findet eine sehr laute Mariachi-Show statt.

Die Zimmer des Hotels sind sehr gut, erstmal ruhen wir uns aus um fit für den Abend zu sein, denn den verbringen wir zum Abschluss der Reise in der Rooftop Bar des Hotels, bei bestem Ausblick genießen wir noch ein letztes Mal ebenfalls beste Cocktails, ein würdiger letzter Abend....


Und damit endet unsere Reise, wir sitzen heute noch ewig auf dem Flughafen in Bogota herum und warten auf unseren Flug nach Paris, wir sind uns einig:

>Kolumbien ist ein schönes und vielfältiges Land, es ist als Reiseland absolut zu empfehlen, wir haben größtenteils nette, freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen, egal ob auf der Straße, bei den Polizei- und Armeekontrollen, in den Hotels oder wo auch immer. Weiterhin ist es für uns ziemlich preiswert. Unter anderem empfanden wir Kolumbien auch als eines der sichersten Länder auf unserer Reise. Was jedoch wirklich wichtig ist, ein geländegängiges Auto, ohne geht gar nichts.

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